Das vom Naturschutzbund formulierte Ziel "Netto Null" ist von landespolitischer Ebene aufgenommen worden. So heißt es im Koalitionsvertrag: „... Unser langfristiges Ziel ist die Netto-Null
beim Flächenverbrauch. Hierbei wollen wir bis 2016 deutliche Erfolge erzielen. ...“
Das heißt nun auch für den Landkreis Ludwigsburg ein schnellstmöglicher Stopp des Flächenverbrauchs. Dabei geht es um ein nachhaltiges Flächenmanagement. Der Schwerpunkt der Stadtentwicklung
liegt dabei auf Flächenrecycling, Nachverdichtung und Aktivierung von Leerständen.
Die Böden sind neben Wasser und Luft die entscheidende Lebensgrundlage aller Lebewesen. Der Flächenverbrauch ist ein weit reichender Eingriff in den Naturhaushalt und hat erhebliche nachteilige
ökologische und ökonomische Folgen:
- Wertvolle Tier- und Pflanzenbestände werden vernichtet. Der Verlust an Lebensräumen bedeutet immer einen Rückgang unserer Tier- und Pflanzenarten und damit einen Verlust der
Biologischen Vielfalt. Neben den direkten Folgen neuer Baugebiete werden unter anderem Naturräume zerschnitten. Dies erschwert die Wanderung von Pflanzen und Tieren zwischen den
Biotopen und damit den genetischen Austausch verschiedener Populationen. Das biologische Gleichgewicht wird empfindlich gestört.
- Unsere Kulturlandschaft mit den Streuobstwiesen, einem artenreichen Grünland und den kleinteiligen Agrarflächen verändert sich zusehend nachteilig. Wohnortnahe Gebiete die der Erholung und
Regeneration dienen und landwirtschaftlich genutzten Flächen für die heimische Lebensmittelproduktion gehen beständig verloren.
- Durch die Bodenversieglung vermindern sich die Funktionen der Regenrückhaltung und des
Hochwasserschutzes. Bei der Umwandlung in Gewerbeflächen bleiben nicht selten nur fünf Prozent Restbegrünung übrig. In der Folge nehmen die
Überschwemmungen mit teils verheerenden Folgen zu. Ein ökologisches und volkswirtschaftliches Desaster.
- Die teils großflächigen Bodenbewegungen mit einhergehender Bodenverdichtung führen dazu, dass das Porenvolumen zurückgeht. In der Folge reduziert sich die Versickerungsfähigkeit und Wasserinfiltration. Ein wichtiger Teilprozess des Wasserkreislaufes, wie beispielsweise die
Grundwasserneubildung, wird eingeschränkt.
- Bebaute Gebiete, insbesondere großflächige Gebäude- und Asphaltflächen, erzeugen den für Städte typischen Wärmeinseleffekt. Besonders im Sommer führt dies
dazu, dass die erhöhte nächtliche Wärmebelastung zu einer negativen körperlichen Belastung führt. In bebauten Gebieten entsteht keine Kaltluft
mehr.
- Die lokalen Windsysteme, wie Berg- und Talwinde oder Hangwinde und Flurwinde, können von überregionalen Winden teilweise völlig entkoppelt sein und treten in der Regel nur bodennah auf. Neue
Baugebiete vermindern den Luftaustausch und dadurch auch die Luftqualität.
- Flächen auf denen CO² durch Humus, Pflanzen und Bäume gespeichert werden und der Sauerstoffproduktion dienen verlieren diese Funktion. Beispielsweise erzeugt ein großkroniger Baum täglich ca.
9400 Liter Sauerstoff und regeneriert ca. 42000 Liter Luft. Deutschland ist Europas größter CO²-Verursacher und damit Mitverursacher des Klimawandels.
Das Jahr 2010 wurde durch die Vereinten Nationen zum "Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt" erklärt. Damit sollen die Bedeutung der biologischen
Vielfalt sowie die Folgen ihres Verlustes - gerade für das menschliche Wohlergehen - stärker in das politische und öffentliche Bewusstsein rücken. Auch in Baden-Württemberg finden sich weiterhin
viele Arten auf den Roten Listen und wertvolle Lebensräume sind gefährdet. Das Bundsnaturschutzgesetz (§ 20 BNatSchG) setzt eine mindestens 10-prozentige
Fläche des Landes als Biotopverbundsnetz fest. Zahlreiche Kommunen haben die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet.
Jetzt geht es um die Umsetzung einer vernünftigen Zukunftsplanung: Eine dem Wohl der Allgemeinheit entsprechende ökologische und sozialgerechte Boden- und Landschaftsnutzung. Der Flächenverbrauch
gehört nicht dazu.
NABU Kreisverband Ludwigsburg Stand: 08.06.2011
Anmerkung:
Im Kreis Ludwigsburg hat bisher nur Bietigheim-Bissingen die Deklaration unterzeichnet (Stand 19.12.2022)
Quellenangabe:
Naturschutzbund Baden-Württemberg e.V.
Verband Region Stuttgart, Klimaatlas Region Stuttgart
Stadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abteilung Stadtklimatologie
Landkreis Ludwigsburg, Untere Naturschutzbehörde
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Link zu Kommunen für biologische Vielfalt e.V.
https://www.kommbio.de/home/